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Zwei besondere gefiederte Nachzuchten im Tierpark Olderdissen

Zwei besondere gefiederte Nachzuchten im Tierpark Olderdissen

 Der Frühsommer gehört den Vögeln, die sich in dieser Jahreszeit vermehren und aufwachsen. „Aktuell können wir im Heimat-Tierpark Olderdissen zwei ganz besonders schöne Zuchterfolge verzeichnen, die die sich in ihrer Jugendentwicklung aber sehr unterscheiden: Schwarzer Milan und Rebhuhn“, berichtet Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler.

 

Schwarzer Milan: der Nesthocker

 Ein Nesthocker – das heißt beim Schlupf aus dem Ei weitgehend unselbstständig – ist das Küken des Schwarzen Milans (Milvus migrans) gewesen. „Aus der Vergangenheit wussten wir, dass unsere Schwarzen Milane eher unzuverlässig Brütende sind. Daher wurde dieses Jahr das Ei aus dem Nest entnommen und in die Brutmaschine verbracht“, erklärt Tierparkleiter Ibler. In einer Brutmaschine lagern die Eier bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit bis zum Ausschlüpfen des Jungvogels. Im Mai schlüpfte in Olderdissen ein Jungvogel, der aber ohne Eltern und in Betreuung durch die Tierpflegeschaft aufwuchs.

Milane sind recht große Greifvögel, größer als Bussarde, mit recht schwachen Schnäbeln und Fängen. Sie leben in der Natur von Kleintieren oder jagen anderen die Beute ab. Die in Deutschland wildlebenden Milane sind Zugvögel und überwintern in Westafrika.

 

Das Rebhuhn: die Nestflüchter

 Auch bei den Europäischen Rebhühner (Perdix perdix) wächst wieder ein ganzer Schwung an Jungvögeln heran. „So viele, dass man sie kaum zählen kann. Anfangs waren sie so klein, dass sie noch durch die Maschen des Geheges gepasst haben“, erzählt der Tierparkleiter.

Rebhühner sind ganz besonders liebenswerte Hühnervögel und in unserer Landschaft leider selten geworden, da sie kleinteilige Offenlandschaften brauchen. Der ursprüngliche Lebensraum sind Heide- und Steppenlandschaften Europas und Asiens. Hier ernährt sich das Rebhuhn von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Insekten, die besonders proteinreich sind, werden gerade während der Brutzeit gerne gefressen und an die Küken verfüttert. „Um die Jungen führen zu können, darf der Bewuchs allerdings nicht dicht sein, was auf unseren heutigen Getreideanbauflächen ein Problem darstellt“, erläutert der Tierparkleiter und Biologe. „Zudem werden in der intensiv genutzten Agrarlandschaft Feldraine und Wegränder  – die Standorte samentragender Wildkräuter – immer häufiger untergeackert. Leider hat auch die Insektenbekämpfung in der Landwirtschaft einen schlechten Einfluss auf die Rebhühner“, bedauert Ibler. 

Die Balz der Rebhühner ist im Frühjahr von ca. 20 bis 21 Uhr und damit oft die letzte Vogelstimme, die in der Feldflur zu hören ist. Die Brutzeit des Rebhuhnes ist von Mitte April bis Juli mit Schwerpunkt im Mai; ein Gelege umfasst 8-24 Eier; Brutdauer sind etwa ca. 25 Tage. Die flache Nestmulde am Boden, in der die Eier abgelegt werden, ist schwer zu entdecken. Die Jungvögel bilden zusammen mit den Eltern einen Verbund, der umgangssprachlich „Kette“ genannt wird. Bis über den Winter bleibt der Familienverband zusammen.

Die Rebhühner in Olderdissen befinden sich in einer der großen Anlagen der Volierenreihe. „Am vergangenen Wochenende haben bereits zahlreiche Besucherinnen und Besucher das Verhalten das Tiere beobachten können. Das zeigt deutlich, dass auch die kleinen und unscheinbaren Tiere Stars sind und Aufmerksamkeit erwecken“, freut sich Ibler.