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Stelzenläufer – grazile Neubewohner der Strandvoliere im Tierpark Olderdissen

Ende Oktober konnte der Bielefelder Heimat-Tierpark Olderdissen einen Neuzugang für die Strandvoliere verbuchen: Aus dem NaturZoo Rheine zogen vier Stelzenläufer (Himantopus himantopus) ein. Die kleinen Watvögel sind 2024 im dortigen NaturZoo geschlüpft. „Die Kolleginnen und Kollegen in Rheine haben bereits seit Jahrzehnten ein besonders gutes Händchen für die Haltung und Zucht ornithologischen Kostbarkeiten von den Küsten der Welt“, sagt Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler.

Der Tierpark Olderdissen verfügt mit der neuen Strandvoliere über sehr gute bauliche Voraussetzungen für die Haltung und Pflege der Stelzenläufer. Die Anlage wurde im April 2023 eröffnet. Seit der Eröffnung wird die Anlage immer weiter für die Vogelhaltung entwickelt und optimiert. „Wichtig ist hierbei, nur ganz behutsam den Bestand zu erweitern, wenn überhaupt“, so Ibler. „Denn unser Ziel liegt hier, wie es in einer guten Tierhaltung selbstverständlich ist, auf natürlichem Verhalten und Zucht. Den Besucherinnen und Besuchern bieten wir dabei direkte Einblicke.“ 2024 sind übrigens zwei Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) und eine Europäische Löffelente (Spatula clypeata) in der Voliere aufgewachsen. Weitere Bewohner in der Anlage sind Austernfischer (Haematopus ostralegus), Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) und Große Brachvögel (Numenius arquata) – allesamt zusammen mit dem Stelzenläufer besonders adrette Gestalten. 

Stelzenläufer staksen und stochern behände durch Sand und Schlick: Die Beine des Stelzenläufers sind im Verhältnis zum Körper länger als bei jedem anderen Vogel mit Ausnahme der Flamingos. Dementsprechend elegant ist der Gang, wenn die rosa Beine hoch gehoben werden und lange bedächtige Schritte gemacht werden. Als Nahrung dient eine große Vielfalt wasserlebender Wirbelloser und kleiner Wirbeltiere in relativ tiefen Wasser, daher die langen Beine

Der Stelzenläufer hat glücklicherweise noch eine weite Verbreitung: Die Gesamtpopulation ist groß und die Bestände breiten sich sogar aus. Gelegentlich brüten sie sogar in Deutschland wie 1958 in der Nähe von Cuxhaven. Der Brut voraus geht ein besonderes Zeremoniell, das der Paarbindung dient: Das Weibchen bleibt dabei starr stehen, das Männchen antwortet mit Schnabeleintauchen ins Gefieder. Danach legt das Männchen einen Flügel über das Weibchen und hinterher verneigen sich beide Partner nebeneinander. Stelzenläufer brüten in Kolonien, die Nester haben darin Abstände von zwei Metern und mehr. Als Nest dient nur eine gescharrte Mulde, kaum ausgekleidet, oft in kurzer Vegetation. In diese werden drei bis fünf Eier abgelegt und anschließend knapp vier Wochen von beiden Geschlechtern bebrütet. Nach dem Schlupf verlassen die Jungvögel das Nest sofort, werden von den Altvögeln geführt und dabei vehement verteidigt. Im Alter von etwas über einem Monat sind die Jungen dann flügge.

Auch im Tierpark Bielefeld gibt es die besten Voraussetzungen, dass die Besucherinnen und Besucher einmal das Brutgeschehen erleben können. Aber frühestens im nächsten Jahr, die Brutzeit ist im Frühjahr. Bis dahin laden die neuen Bewohner in der Voliere zu einer spannenden Beobachtung von Vogelleben ein.