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Deutscher-Wildgehege-Verband e.V.

Nachwuchs im Tierpark Olderdissen

Bielefelder Tarpanpferdeglück im Doppelpack

(Bilder: Sabine Thomsen, Bielefeld)

Die Tarpane gehören zu den Traditionstierarten im Tierpark Olderdissen und werden bereits seit Jahrzehnten gehalten. Heute verfügt der Tierpark über eine große Tarpanweide, die sich hinter dem Verwaltungsgebäude befindet.  Gerade der Blick über die Weide bis zum Waldrand ist eine der landschaftlich schönen Orte im Tierpark.

Bis 2023 lebten hier zwei Tarpanstuten mit den Namen „Jolita“ und „Hanna“. „Hanna“ war bis 2018 der letzte im Tierpark geborene Tarpan bis eine Zuchtpause eintrat, weil der damalige Hengst 2019 altersbedingt verstorben war. 2023 traf aus dem Wildpark Ludwigshafen ein neuer Hengst mit dem Namen „Max“ ein. „Max“ ist farblich sehr schön, allerdings kleiner als die Stuten. Die Eingewöhnung war daher langwierig. Aber spätestens seit dem Dezember vor einem Jahr harmoniert die Gruppe, was man an dem aktuellen Nachwuchs sehen kann. Dieser kam zu einer untypischen Jahreszeit auf die Welt: mitten im Winter. Bei den Urwildpferden kommen die allermeisten Fohlen im Mai zur besten Vegetationszeit zur Welt. Das gewachsene Grün wird dann von der Mutterstute konsumiert und in Milch umgewandelt. Erste feste Kost wird bei Pferden im Alter von ca. zwei Wochen bereits aufgenommen, aber sie bleiben lange auf die Milch angewiesen. Fohlen trinken anfänglich viermal pro Stunde! Das ausgesprochen enge Band von Stute und Fohlen löst sich erst im darauffolgenden Jahr, wenn das nächste Fohlen kommt.

Er wird häufig als westliche Form der einst in Eurasien verbreiteten Urwwildpferde angesehen., die in der Fachwelt den schwierig auszusprechenden Namen „Przewalskipferd“ nach dem Entdecker  Nikolai Michailowitsch Przewalski  (1839-1888) tragen. Allerdings ist die genaue Identität des ursprünglichen Tarpans –möglicherweise eine Mischform aus Urwildpferd und verwilderten Hauspferden- unklar und wird sich kaum mehr klären lassen: Denn er ist ausgerottet. Die Wilderei auf Tarpane, die fortschreitende Besiedelung ihres Lebensraums durch den Menschen sowie ihre Vermischung mit Hauspferden führte dazu, dass ihre Art im 19. Jahrhundert verschwand..

Um den Menschen zu mahnen, was er angerichtet hat, gibt es aber eine Rückzüchtung des Tarpans, die zumindest das Aussehen erlebbar werden lässt. Hierfür wurden im Münchner Tierpark Hellabrunn durch Direktor Heinz Heck ursprüngliche Hauspferde wie Gotland- und Islandponies mit einem Przewalskihengst verpaart.  Das entstandene Pferd ist mausgrau wie das Vorbild und manche entwickeln sogar Beinstreifungen. Die für richtige Wildpferde typische Stehmähne aber konnte nicht angezüchtet werden.

Auch wenn die heutigen Tarpane keine Wildpferde mehr sind, werden sie halbwild bei verschiedenen Beweidungsprojekten eingesetzt und leisten bei der Erhaltung von Offenlandflächen gute Dienste.

Übrigens: In Bielefeld gibt es eine „Heckstraße“; da diese neben der Brehmstraße liegt, ist eindeutig, dass mit dieser an den Tierparkdirektor aus München erinnert wird.