Die Strandvoliere hat sich seit ihrer offiziellen Einweihung am 26.4.2023 zu einem der Highlights beim Besuch in Olderdissen entwickelt. In dieser ist ein ganz besonders erlesener Vogelbestand aufgebaut worden, der hier fortan alle Menschen am Vogelleben der Küsten teilhaben lässt. Bereits im vergangenen Jahr 2024 pflanzten sich erfolgreich Säbelschnäbler und Löffelenten hier fort. 2025 ist nun ein weiterer ganzer besonderer Nachkomme hinzugekomen: Ein junger Austernfischer (Haematopus ostralegus) wächst derzeit heran.
Austernfischer sind mit ihrem roten dicken Schnabel und ihrem schwarz-weißen Federkleid auffallende Vögel. Sie bewohnen nicht nur Küsten, sondern zunehmend auch das Binnenland. Auch in Steinhagen brütet ein Paar oder sogar in Haltern nördlich von Recklinghausen.
Vor der Verpaarung sind die Balzflüge auffällig, die mit einfachen, lauten Rufen unterstützt werden: Langsam und mit übertriebenen Flügelschlägen wird das Territorium umkreist, fast wie ein überdimensionierter Schmetterling. Manchmal versuchen die Austernfischer auch an der Reviergrenze flatternd in der Luft zu stehen und hier ein trillerndes Pfeifen auszustoßen
Als Nest dient eine einfache Bodenmulde. Brutdauer sind rund 25 Tage. Die Jungvögel sind vom Typ her sogenannte „Platzhocker“, von der Entwicklungsstufe her genau zwischen Nesthocker und Nestflüchter. Interessanterweise variiert auch der Zuwendungsbedarf bei Austernfischerjungvögel mitunter stark: Manche fressen fast komplett selbstständig, während andere versorgt werden müssen. In der Zeit von Brut und Aufzucht verteidigen die Austernfischer sehr intensiv, es sind echt manchmal zänkische Gesellen. Mit 33 Tagen sind die Jungvögel dann auch schon flügge. Aufwachsen geht bei Vögeln schnell.
In der Natur ernähren sich Austernfischer bevorzug von tierischer Nahrung, besonders von Weichtieren, Seepocken, anderen kleinen Krebsen und Würmern. Auch die im Namen erhaltenen Austern nimmt er gerne zu sich, aus verständlichen Gründen aber bekommt er im Tierpark eine Ersatznahrung. An der Schnabelspitze befinden sich die sogenannten Herbst’schen Körperchen, die als Tastempfindungsorgane eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Berührungen spielen. Bekannt sind auch die Salzdrüsen, über die der kleine Vogel überschüssiges Salz aus der Nahrung loswerden kann.
Austernfischer werden nur selten in Menschenobhut vermehrt. Daher hat der Nachzuchterfolg in der Fachwelt bereits schöne Anerkennung gefunden und es treffen Glückwünsche von Fachkolleg*Innen ein. Zur Eröffnung der Voliere traf 2023 ein Pärchen aus dem Luisenpark Mannheim ein, geschlüpft 2022. Ein älteres Männchen war hier in Ostwestfalen noch vorhanden. Dieser Hahn wurde mit der kurpfälzischen Nachzuchthenne vergesellschaftet. Das zweite Tier aus Mannheim lebt nun bei den Fasanen in der Großvoliere. Wenn der Bielefelder Jungvogel ein Weibchen ist, dann kann es auch hierhin umziehen.